Unsere Wärmepumpe - die Entscheidung
— Wärmepumpe — 4 min read
Unsere Gasheizung feiert dieses Jahr ihren 26. Geburtstag. Daher spielen wir schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken, sie zu erneuern. Stellt sich nur die Frage, welche Wärmequelle unser Haus und das Warmwasser in Zukunft auf die gewünschte Temperatur bringen soll.
Gasheizung
Die naheliegendste Option wäre der Austausch der bestehenden Gasheizung durch einen modernen Brennwertkessel.
Damit wären wir weiterhin abhängig von Erdgas, das zu einem gewissen Grad aus autoritären Staaten wie Russland oder Katar stammt, die Menschenrechte nicht sonderlich ernst nehmen (siehe Demokratieindex). Außerdem wären wir weiterhin direkt starken Preisschwankungen ausgesetzt, wie wir es zu Beginn des Ukraine-Kriegs erlebt haben.
Um unseren Nachkommen eine lebenswerte Erde zu hinterlassen, müssen wir alle mithelfen, unseren CO2 Fußabdruck zu reduzieren. Laut BAFA produziert eine Erdgasheizung 201 gCO2/kWh. Mit unserem jährlichen Gasverbrauch von ca. 14.000 kWh wäre unsere Heizung weiterhin für 2,8t CO2-Emissionen pro Jahr verantwortlich.
Aber vielleicht ist der Brennwertkessel ja die günstigste Option. Da aufgrund des Alters auch Warmwasserspeicher, Pumpen und Ausdehnugsgefäß getauscht werden müssen und der Brennwertkessel eine Veränderung des Kamins benötigt, hat diese Option bei Nachbarn mit knappen 20.000€ zu Buche geschlagen.
Pelletheizung/Holzofen
Bäume binden pro Jahr ca. 10 kg CO2 (Quelle). Durch die Verbrennung wird genau so viel CO2 freigesetzt wie zuvor gebunden wurde. Holzöfen oder Pelletheizungen gelten daher als CO2-neutral. Jedoch wird bei der Verbrennung Feinstaub freigesetzt, was gesundheitsschädlich ist und die globale Erwärmung weiter anheizt.
Außerdem braucht man zur Lagerung der Pellets bzw. der Holzscheite einiges an Platz, was wir leider in unserem recht kleinen Haus nicht haben.
Fernwärme
Die nächste Fernwärmeleitung liegt nur wenige 100 Meter von unserem Haus entfernt. Jedoch sind zuerst die Anbindung größerer Gebäudekomplexe wie Rathaus, Schulen und Mehrfamilienhäuser geplant, bevor das Netz in andere Regionen erweitert wird. Konkrete Ausbaupläne müssen in der kommunalen Wärmeplanung erarbeitet werden. Die Frist für die kommunale Wärmeplanung endet für unsere Gemeinde Mitte 2028. So lange können und wollen wir nicht warten.
Unser lokales Fernwärmenetz gewinnt den Großteil der Energie durch nachhaltige Geothermie. Aber das ist nicht immer so. Oft wird Fernwärme aus der Kraft-Wärme-Kopplung in fossilbetriebenen Kraftwerken erzeugt. Dies soll sich zwar in den nächsten Jahrzehnten ändern, aber bis dahin ist noch ein weiter Weg.
Leider geht man mit Fernwärme auch eine hohe Abhängigkeit ein, da man nicht einfach den Anbieter wechseln kann. Und durch die obligatorische Preisanpassungsklausel der Fernwärme ist man außerdem indirekt an die Preise fossiler Wärmeerzeugung gebunden.
Wärmepumpe
Die letzte Alternative stellt die Wärmepumpe dar, die im letzten Jahr viel negative Kritik in den Medien erlangte.
Die Wärmepumpe funktioniert ähnlich wie ein Kühlschrank und wird auch in modernen Wäschetrocknern oder Klimaanlagen eingesetzt. Im Prinzip ist die Funktionsweise einer Wärmepumpe relativ einfach. Mit Hilfe eines Verdichters/Kompressors wird ein Kühlmittel komprimiert, das sich durch den Druck erwärmt - wie eine Ballpumpe, deren Nadel nach ein paar Hüben langsam warm wird. Das warme Kühlmittel gibt dann die Wärme an das Heizungswasser ab und erwärmt so Heizkörper und Fußbodenheizung oder direkt das Warmwasser zum Duschen. Der Druck des abgekühlten Kühlmittels wird durch ein Expansionsventil wieder reduziert und kühlt dadurch weiter ab, wie bei einem Deo-Spray, das beim Betätigen kalt wird. Dadurch kühlt das Kältemittel so weit ab, das es kälter als die Umweltwärme (Luft, Grundwasser oder Erdwärme) wird. Im Verdampfer kann das Kühlmittel daher durch die Umweltwärme wieder erwärmt werden und verdampft. Das gasförmige Kühlmittel wird vom Verdichter wieder komprimiert und der Prozess beginnt von vorne.
Natürlich muss auch bei der Wärmepumpe Energie für den Betrieb eingesetzt werden. Der Kompressor braucht nämlich zum Verdichten des Kühlmittels elektrische Energie. Jedoch kann eine effiziente Wärmepumpe aus der eingesetzten elektrischen Energie viermal so viel Wärmeenergie erzeugen. Dreiviertel der Energie wird der Umweltwärme entzogen. Im Vergleich zu unserer Gasheizung mit einem Wirkungsgrad von 85%, kann die Wärmepumpe einen unschlagbaren Wirkungsgrad von ca. 300-500% erreichen.
Ein weiterer großer Vorteil ist die alleinige Abhängigkeit von Strom als Energieträger. Den Energieversorger kann man frei wählen und jederzeit wechseln und mit einer eigenen PV-Anlage den Strom sogar anteilig autark produzieren.
Die Kosten für den Einbau einer Wärmepumpe liegen mit 30.000-40.000€ etwas höher als bei den anderen Alternativen. Der Einbau einer Wärmepumpe wird aber mit einer staatlichen Förderung zwischen 30 und 70% bezuschusst, wodurch sich die tatsächlichen Kosten in einem ähnlichem Rahmen wie die Alternativen bewegen. Die Betriebskosten hängen stark vom erreichten Wirkungsgrad ab. Bei einem Wirkungsgrad größer 350% sind bei den aktuellen Energiepreisen günstigere Betriebskosten als bei den Alternativen zu erwarten. Durch eine PV-Anlage können die Betriebskosten weiter reduziert werden.
Zu guter letzt reduziert man mit der Wärmepumpe auch seinen CO2 Fußabdruck. In 2023 emittierte der deutsche Strommix in etwa 380 gCO2/kWh (Statista). Unter Berücksichtigung unseres Gasverbrauchs von 14.000 kWh/Jahr und einem Wirkungsgrad von 85% würden wir unsere CO2-Emissionen von 2,8t auf 1,3t mehr als halbieren, wenn die Wärmepumpe einen Wirkungsgrad von 350% erzielt. Und da die Emissionen durch den starken Zubau erneuerbarer Energien weiter sinken, reduziert sich auch unser CO2 Fußabdruck - von ganz allein, was bei einer fossilen Heizung sicherlich nicht der Fall wäre.
Die Entscheidung
Nach Abwägung der Pro- und Kontraargumente war für uns die Entscheidung schnell klar. Die Wärmepumpe soll es werden, da die Vorteile klar überwiegen, uns die Technologie fasziniert und wir uns nach all den negativen Schlagzeilen selbst ein Bild machen wollen.
Links:
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